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Madgermanes


„Madgermanes“, werden in Mosambik die 16.000 bis 20.000 Menschen genannt, die vor Jahrzehnten in der damaligen DDR gearbeitet, studiert oder einen Beruf erlernt haben. Das Ende der DDR bedeutete für diese sogenannten Vertragsarbeiter*innen den Verlust des Arbeits- und Wohnheimplatzes. Die meisten sahen angesichts der ungeklärten Rechtslage, der extrem schwierigen wirtschaftlichen Situation, des immer bedrohlicher werdenden gesellschaftlichen Klimas und der Zunahme rassistischer Übergriffe keine Chance, in Deutschland zu bleiben. Die Rückkehr der Arbeitsmigrant*innen wurde von den Betrieben aktiv gefördert und unterstützt.

Doch die Vertragsarbeiter*innen wurden mit bewusst intransparenten Verträgen getäuscht und um von ihnen erarbeitete Lohn-Leistungen betrogen. Bei dem vielfach erlittenen Unrecht handelt es sich unter anderem um abgezogene Lohnanteile, den sogenannten Pflichttransfer, nicht gewährte Rentenansprüche und nicht ausgezahlte Sozialleistungen sowie unerfüllte Bildungsversprechen an die mosambikanischen Vertragsarbeiter*innen.

Der sogenannte Pflichttransfer der einzelnen Vertragsarbeiter*innen diente der Schuldentilgung staatlicher Kredite der DDR gegenüber Mosambik. Darüber wurden die Arbeiter*innen nicht informiert. Ost-Berlin und Maputo hatten vereinbart, dass den Mosambikaner:innen 40 Prozent ihres Lohnes in bar ausgezahlt würden, während die übrigen 60 Prozent direkt nach Mosambik überwiesen werden sollten. Man versicherte den Arbeiter:innen, das werde auf ein Bankkonto überwiesen und nach der Rückkehr ausbezahlt.

Doch von den 74,4 Millionen US-Dollar an Löhnen und 18,6 Millionen Dollar an Sozialversicherungs-beiträgen (umgerechnet 5.000 Dollar für jede:n Arbeiter:in), wurden nur einem Teil umgerechnet zwischen 370 und 550 Dollar zurückgezahlt. Die Madgermanes, die „Leute, die aus Deutschland kommen“, warten bislang vergeblich auf ihr Geld.

Viele von ihnen sind bis heute von langer Arbeitslosigkeit, extremer Armut, gesellschaftlicher Ausgrenzung und staatlicher Repression betroffen. Auch die spezifische Situation entsandter Frauen, insbesondere bei erzwungener vorzeitiger Rückkehr auf Grund von Schwangerschaft, muss aufgearbeitet werden, hier bestehen Forderungen nach Entschädigung. Daher finden bis heute die wöchentlichen Proteste in verschiedenen Städten Mosambiks statt. Jeden Mittwoch um 11 Uhr treffen sie sich zu einer Protestdemonstration in der Hauptstadt Maputo, auch in Deutschland gibt es Proteste von Selbstorganisationen.

Auf Grundlage langjähriger Forschungen wurde durch den Zusammenschluss von Betroffenen und Expert*innen 2019 eine internationale Tagung organisiert, deren Ergebnis das Magdeburger Memorandum ist, das die Forderungen ehemaliger mosambikanischer DDR-Migrant*innen bündelt. Am 21. April 2021 wurde ein offener Brief[1] dem Bundestag übergeben. Die Aktion hatte ein großes Medienecho und machte dieses Unrecht einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.[2]

Die eingeladenen Aktivist:innen Olimpio Alberto (Stuttgart), Rui Jorge, César Vanicela, Jacinto Txaia und Eduardo Multimucuio sprechen über ihre Ausbildungszeit, Arbeit und Lebenswege vor und nach der Wende, dem erlittenen Unrecht aber auch von ihrem anhaltenden Protest sowie ihrer Selbstorganisationen und ihren Forderungen.

 

[1] Offener Brief: Für Entschädigungszahlungen an die ehemaligen mosambikanischen Vertragsarbeiter:innen https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSf3ctkmKK2nY3gxqB5T8SSUjlllq8hsO6yxhpMGX9KUSNVpaw/viewform

[2] Vgl. Magdeburger Memorandum vom 24.02.2019, https://vertragsarbeit-mosambik-ddr.de/wp-content/uploads/2020/11/memorandum-deutsch1.pdf


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