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DIE WIEDERENTDECKUNG DER GRANTELOPER


von FUX | Musiktheater

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Beschwert wird sich ständig und überall. Denn die Beschwerde ist das, was wir haben, um mitzuteilen, dass etwas schiefläuft. Nörgeln, meckern, maulen, monieren, jammern, tadeln, mäkeln, granteln, beanstanden, aufzeigen, anmerken, anprangern. Alleine oder gemeinsam. Geheim oder öffentlich. Per Anruf, Demo, Petition. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! FUX widmen sich in ihrer neuen Arbeit der Artikulation von Widerspruch – von der folgenlosen Klage bis hin zum aufrührerischen Protest. Sie entdecken dafür das uralte, fast vergessene Musiktheaterformat der Granteloper wieder. Diese wurde einst erdacht, um den Sorgen und Nöten der Unterdrückten eine Gesangsstimme zu verleihen und sie in einem beispiellosen Gesamtkunstwerk zu voller Blüte zu entfalten. Nicht zuletzt wegen dieses hehren Anspruchs ist die Granteloper nie verwirklicht worden. Das müssen FUX jetzt übernehmen. Ob ganze politische Systeme, eine misslungene Ampelschaltung, der Tod im Allgemeinen, die fehlende Mandel in der Olive oder die unsäglichen Qualen der Liebe – alles kann zum Gegenstand ihres Argwohns werden. Wie es sich für eine echte Granteltruppe gehört, ziehen sie mit Grantelchor und Grantelorchester durchs Land und erkunden, was es ausrichten kann, singend die Stimme zu erheben. Denn wenn die Zeit für die Granteloper jemals reif war, dann jetzt.

Aufführungsdauer: ca. 90 Minuten


Eine Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer Berlin, Münchner Kammerspiele, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt und Kaserne Basel
Mit freundlicher Unterstützung durch das Theater Rampe Stuttgart

Vielen Dank an: Dr. Priska Daphi, Prof. Arne Stollberg, Dr. Simon Teune


Gefördert durch: Kulturreferat der Stadt München, Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin, Hauptstadtkulturfonds, Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler, Kulturamt Frankfurt am Main, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst


 

Pressestimmen:

„Die Fuxianer versuchen auf sehr eigene Weise, durch eulenspiegelbildliche Abenteuerreisen in die Geschichte des Theaters das Theater neu zu beleben. (…) Gewitzt und ideenreich ist das in seinen formalen und inhaltlichen Verknüpfungen (…) Viele wunderbar ausgefranste, gleich wieder verdichtete Momente entstehen (…) Tatsächlich − das zeigt dieser Abend − scheint das Drama der historischen ‚Granteloper‘ ähnlich dem der Beschwerde heute: Beide sind in aller Munde, haben tausend Gesichter, aber greifen doch nie in den Lauf der Dinge ein. Bürgertelefone, Kommentarspalten, Kundenbewertungen, Protestwahlen sind wachsender Teil jenes tosenden Phasenkreislaufs, der das System stabil ewig in seiner Drehung hält. Nein, auch die Granteloper hat keine Zukunft − nicht mal nun in ihrer späten, ersten, echten, mit Leuchtkostümen, Riesenlautsprechern und großen traurigen Arien ausgestatteten Multi-Uraufführung im HAU3. Das wissen die Fuxianer genau und zelebrieren es genüsslich. “

Berliner Zeitung, 12.01.2018

„Es ist eine agile junge Dreiergruppe, der es gelingt, eine Ausstrahlung von Unmittelbarkeit und Frische auf die Bühne zu bringen. (…) Handwerklich durch und durch souverän antivirtuos ist der verzierungsreiche, das Banale überhöhende rezitativische Sprechgesang, furios wird die barocke Dramaturgie einer allmählichen Steigerung in der Wiederholung mit kanonartiger chorischer Verdichtung gehandhabt. Worte kreisen auf der Bühne umher, baumarkthölzerne Lautsprecherpfosten symbolisieren eine Gruppe, eine Gemeinschaft – die eigentlich stark sein könnte, jedoch bald wieder in Einzelteile zerfällt. (…) in seiner locker-leichten Art ist das gut anderthalbstündige Stück doppelbödig. Von ein paar unnützen Albereien am Rand abgesehen ist das ausgesprochen gewitzt und gleichzeitig formal punktgenau gearbeitet – und es hat einen einnehmenden Charme.“

Frankfurter Rundschau, 19.02.2018

„Als ausgebildete Diskurs-Cracks – das Markenzeichen der Gießener Theaterschmiede schlechthin – kreiert FUX für sein neues Werk gleich eine ganze Subform der Oper. (…) Das Beleidigtsein wird in charmant akzentuierten Sprechgesang transformiert. Die Stimmen der drei Performer (Léonard Bertholet, Tino Kühn und Hannah Müller) mutieren zuweilen, etwa beim minimalistischen ‚Nein, nee, nö‘-Gesang regelrecht zu Orgelpfeifen, können aber auch komplette bürokratische Korrespondenzen vertonen. (…) ein apartes Format.“

taz, 12.01.2018

„Seit ‚Die kleine Freiheit – vielleicht‘ gelten mir die Macher dieses Abends – das an der Uni Gießen gegründete Kollektiv FUX – als Versprechen. Ist ja auch höchste Zeit, dass den alten Gießener Freie-Szene-Leuchttürmen Rimini Protokoll und She She Pop ein paar frische Leuchtfeuer hinzutreten. (…) ‚Die Wiederentdeckung der Granteloper‘, die FUX am Berliner HAU herausbringen, kommt als fulminanter Bluff daher und verspricht eine Recherche in das fiktive, vorgeblich versunkene Genre einer volkstümlichen Musikform, die sich am Vorabend der französischen Revolution anschickte, die Beschwerden der Plebs zu Gehör zu bringen. (…) Danach geht’s zu Melodien, die munter zwischen Barockoper und Schlagerparade schunkeln, ans Eingemachte des Granteltheaters: ‚Man beschwert sich… über Ossi-Witze… über Privatfernsehen… über Großkonzerne‘, singen die Wackeren in endlosen Folgen. (…) Von fernher weht uns die Moral von der Geschicht‘ an, auf die FUX offenbar hinauswollen: dass in unserer Zeit belanglose biedermeierliche Nörgelei an die Stelle der echten revolutionären Beschwerde getreten ist.“

nachtkritik.de, 11.01.2018

„Die Gruppe Fux verbreitet mit der ‚Wiederentdeckung der Granteloper‘ in den Kammerspielen charmante Langeweile (…) Die Idee ist, die Geschichte einer Form des Musiktheaters wiederzuentdecken, die so sehr verschwunden ist, dass man sie erst einmal erfinden muss. Das machen sie mit viel Fleiß (…) einen Gesang der umfassenden Entrüstung, sehr lieblich, etwa wenn man allein mit dem Wort ‚nein‘ ‚Somewhere over the rainbow‘ singt. (…) die Drei wurschteln sich durch allerlei undringliches Zeug und singen immer wieder ganz hübsch, begleitet von lustiger Technik und einem Trio, das ein elektrisches Schlagzeug, ein Keyboard mit Cembalo-Sound und ein elektrisches Blasinstrument bedient.“

Süddeutsche Zeitung, 09.02.2018

„Die drei Performer leiten dann über zum Kern des neuen Subgenres, eben dem Granteln und Lamentieren. Das unternehmen sie höchst vergnüglich. (…) Danach wird inhaltlich lamentiert, über labbrige Cornflakes und Bioprodukte in Plastiktüten, aber auch über die eigene Unfähigkeit, selbst etwas gegen das ganze Unheil auf der Welt zu tun. Das ungeheure Beleidigtsein, das die infantilisierte Konsumentenpopulation des 21. Jahrhunderts charakterisiert, wird operettenhaft ausagiert. Das macht Spaß, da stimmt man insgeheim mit ein. Auch die Reflexion darüber, was das Volk, das Handlungssubjekt der Volksoper also, eigentlich sei, bezaubert. Es sind immer nur die anderen, außerhalb des eigenen Kulturboheme-Prekariats-Mittelstands-Soziotops. FUX liefert keine AfD-Wähler-Analyse, aber die Truppe erinnert daran, dass dann, wenn sich das Volk artikuliert, nicht zwangsläufig Harmonien ertönen. “

Neues Deutschland, 12.01.2018

„’Man beschwert sich über Ossi-Witze, Privatfernsehen, Rollkoffer auf Pflastersteinen‘, intoniert ein engagiertes Sangestrio auf der Bühne des HAU 3 mit einer Inbrunst, als handele es sich mindestens um die Wagnersche ‚Götterdämmerung‘. Später finden auch ‚Großkonzerne‘, ‚Lebensmittelhypes‘, ‚Touristen‘ und ‚Fremdenfeindlichkeit‘ Eingang in den fidel vertonten Klagekatalog (…) Im vorliegenden Fall besteht die ’neue theatrale Form‘ aus einem theoretisch gewitzten Retro-Fake (…) Von der Meta-Meta-Schleife aus will man vorführen, wie sinnfrei, wohlstandsverwöhnt und politisch undifferenziert der gemeine Grantler sich durch seine unerbauliche Ära meckert – und läuft Gefahr, mit Grandezza die eigene Diagnose zu bestätigen.“

Theater heute, Februar 2018

„Das Kollektiv FUX ist dafür bekannt, altbewährte Genres mit neuem Leben zu füllen. So sind sie nun mit viel Humor auf den Spuren einer scheinbar vergessenen Operngattung (…) Die Granteloper von FUX ist so eine eklektische Mischung aus musikalischen Versatzstücken geworden. Von Barock-Fragmenten bis zu Popsongs ist alles dabei. (…) Die dann im artifiziellen Operngestus vorgetragenen Begriffe wie etwa Erbschaftssteuer oder Rechtsanspruch haben hohen Unterhaltungswert. So entsteht ein Theaterabend mit Spaß und Haltung. (…) Sie finden Hintersinn in der Oberfläche, loten spielerisch die schillernden Möglichkeiten des Operngenres aus. Ob es eine solche Granteloper aber in der Musikgeschichte wirklich gegeben hat, das kann dem Zuschauer nach dieser erfrischenden Performance herzlich egal sein.“

Kulturradio rbb, „Kultur Aktuell“, 09.01.2018

„Drei Schauspieler behaupten, sie seien die Gruppe Fux (…) Damit parodieren sie viele Klischees der Performancekunst und sprechen auch darüber, wie sie das machen. Die Gruppe und das Thema vorstellen mit Klarnamen, möglichst unterspannt in den Abend einführen, die Mittel offenlegen: wirklich komisch, wie sie das machen, gerade weil sie das mit wahnsinnig gespannten Körpern und gepressten Stimmen tun, wie es die Performance ja gerade vermeiden will. (…) Im Verlauf des Abends türmen sich die halbgut gesungenen Beschwerden kilometerhoch. Die CDU wird angeschrieben, warum das Vermögen in Deutschland so ungleich verteilt sei, die Partei antwortet darauf und auch auf Fragen, die gar nicht gestellt wurden, wobei die gesungenen, standardisierten Antworten, die ja stets an Bots erinnern, meistens lustiger sind, weil unübertrefflich absurd. (…) Sowohl die Bühne von Annatina Huwiler wie auch die Kostüme von Katharina Sendfeld spielen schön mit der historischen Fakefabel. Aber der Abend hat bei aller Kunstfertigkeit und trotz munteren Spiels der drei Schauspieler vergessen, bei der Gegenwart anzuklopfen.“

Deutschlandfunk Kultur, 11.01.2018

„Entschuldigen Sie bitte, wo kann man sich beschweren? Nein, nicht so wie die drei auf der Bühne, die mit einer ‚Wie bescheuert ist das denn? Wo kommen wir denn da hin? Was soll denn das? Hallo, geht’s noch?!‘-Suada tatsächlich einen Augenblick so etwas wie Konzentration, gleißend weiße Stille, Präsenz erzeugen (…) Von Zynismus keine Spur. Die drei Sprachrohe von Fux schmettern im Brecht/Weilschen Stil selbstgewiss ihre theatralen Banalitäten (…) Die Granteloper harrt der Wiedererfindung.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.02.2018

„Die Prämisse der Performance lautet also, ein vergessenes Genre zu reanimieren und für die Gegenwart der großen Dissonanzen erlebbar zu machen. Die Spieler Léonard Bertholet, Tino Kühn und Hannah Müller erledigen das in Form einer musikalischen Lecture, die kapitelweise um die Granteloper kreist (…) Musikalisch bewegt sich das Ganze irgendwo zwischen Barock und „Somewhere over the Rainbow“-Schmelz, was ein paar schöne Momente hat. Zum Beispiel, wenn Beschwerden über die Qualität von Frühstücksflocken mit stilechter Opern-Inbrunst vorgetragen werden. (…) Der Abend endet mit einer Drohung: ‚Die letzte Regel der Granteloper: Sie hört nie auf!’“

Der Tagesspiegel, 12.01.2018

„Mit ihrer angeblichen Wiederentdeckung weist die Gruppe auf eine wichtige Struktur von Musiktheater hin und isoliert sie: das Lamento, die Klage, die Beschwerde, den durch Gesang ausagierten und lustvoll kompensierten Missmut.“

SWR2, „Cluster. Das Musikmagazin“, 12.01.2018

Vergangene Vorstellungen
02.06.18 20:00
DIE WIEDERENTDECKUNG DER GRANTELOPER Saal

von FUX | Musiktheater

01.06.18 20:00
DIE WIEDERENTDECKUNG DER GRANTELOPER Saal

von FUX | Musiktheater

31.05.18 20:00
DIE WIEDERENTDECKUNG DER GRANTELOPER Saal

von FUX | Musiktheater

mit anschl. Publikumsgespräch

Mit
Léonard Bertholet
Tino Kühn
Hannah Müller

Regie, Konzept, Texte, Musik
FUX (Falk Rößler, Nele Stuhler)

Mitarbeit Konzept, Texte, Musik
Stephan Dorn

Musik
Paul Peuker
Nils Weishaupt

Bühne
Annatina Huwiler

Kostüme
Katharina Sendfeld

Lichtdesign & Technische Leitung
Jost von Harleßem

Sounddesign
Rupert Jaud
Samuel Schwenk

Dramaturgie
Michaela Stolte

Produktionsleitung
Jasna Witkoski

Regie- und Ausstattungsassistenz
Robert Zeigermann

Bühnenbildassistenz
Friederike Rost

Bühnenbau
Jan Hoffmann
Julie Speck