LOB DES VERGESSENS, TEIL 2
Online-Performance von Oliver Zahn
Vor einigen Jahren stolperte Oliver Zahn im ethnografischen Tonarchiv zur Vertreibung Deutscher nach dem Zweiten Weltkrieg über ein Lied, das ihn seitdem nicht mehr loslässt. Darin besingt ein Vertriebener seine Erfahrungen mit Vertreibung, Flucht und Ankunft in der neuen Heimat. Oliver Zahn ist Enkel und Urenkel von Vertriebenen, er hat zu dieser familiären Vergangenheit bislang aber wenig Bezug. Sein Gedächtnis ist an dieser Stelle nahezu leer, der lebendige Erfolg kollektiver Vergessensstrategien.
Dieses Lied nimmt er jetzt als Startpunkt für eine Auseinandersetzung mit den Potenzialen und Problemen von Techniken sozialen Vergessens, die mit der Bühnenarbeit LOB DES VERGESSENS begonnen hat. LOB DES VERGESSENS, TEIL 2 ist eine für sich stehende Fortsetzung dieser Arbeit, die die Aktion vom Bühnenraum komplett in die digitale Sphäre verlegt und so neue Fragen von Erinnern und Vergessen aufwirft.
In der Online-Performance sitzt er für das Publikum unsichtbar zu Hause an seinem Laptop und lädt dazu ein, mit ihm gemeinsam den Versuch zu machen zu verstehen, wie die Leerstelle in seinem Gedächtnis entstanden ist. Es wird deutlich, dass Vergessen nicht einfach geschieht, sondern dass ihm eine Entscheidung vorangeht.
Die Vorstellung findet als Zoom-Webinar statt. Einen Link mit Passwort erhalten Sie beim Kauf eines Online-Tickets.
Am 12. Februar findet im Anschluss ein schriftliches Nachgespräch im Chat statt.
Eine Produktion von Oliver Zahn in Koproduktion mit dem GIFT Festival Gateshead. Gefördert im Take-Care-Programm des Fonds Darstellende Künste. Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Gastspielförderung Theater, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie den Kultur- und Kunstministerien der Länder.
Pressestimmen:
„In terms of unexpected pleasures, though, the most surprising for me was Oliver Zahn’s Praise of Forgetting: Part 2. Watching someone basically type stuff onscreen for about an hour isn’t the most convincing of sales pitches, but from such stripped back basics Zahn creates something that feels truly special. Although a sequel to a previous stage piece, this is a standalone work in which Zahn examines the concept of social forgetting. Using little more than onscreen text boxes and an old recording of a folk song by post-WWII German piece that tackles everything from national identity to personal history to social and political policy, and considers how both the preservation of memories and the processes of forgetting are affected by digital technology. If the internet remembers everything, what happens when some things are best forgotten? Can wounds ever heal if the digital world renders them eternally fresh?“
(Tracey Sinclair im Exeunt Magazine: Review GIFT Festival)