RAMPE REIST: SPAM
Sprechoper von Rafael Spregelburd | Deutsche Erstaufführung
Spams sind die klanglosen Echos der Konsumkultur, eine absurde Mutation menschlicher Kommunikation im World Wide Web. Für Mario Monti, der eines Tages ohne Erinnerung auf Malta erwacht, ist das Netz eine der ersten Quellen auf der Suche nach seiner Identität. Er ist nicht der gleichnamige italienische Politiker, der im World Wide Web einen enormen virtuellen Fußabdruck hinterlassen hat, sondern Professor für ausgestorbene Sprachen, der einst die Abschlussarbeit einer attraktiven Studentin plagiiert hat. Seitdem Monti auf eine Spam-Mail reagiert hat, mit der ein Mädchen aus Malaysia in kryptischem Google-Übersetzungsdeutsch fast fünf Millionen Dollar verschenkte, liegt dieses Geld auf Montis PayPal-Konto. Allerdings will eine malaiische Mafia sich genau dieses Geld wieder holen.
Stück für Stück, Szene für Szene, deren Reihenfolge per Losverfahren bestimmt werden kann, entwirft Rafael Spregelburd eine Welt des Zerfalls. Die Wirklichkeit, gesehen aus der Perspektive des irrfahrenden Linguistik-Professors, zeigt sich in den Schlaglichtern von Google-Übersetzungsprogrammen, in Spam-Mails, Botschaften per Skype oder Fernsehdokumentationen über degenerierte Puppen aus China.
Rafael Spregelburd ist Dramatiker, Regisseur, Übersetzer und einer der wichtigsten Vertreter des zeitgenössischen argentinischen Theaters. Im deutschsprachigen Raum werden seine Stücke u.a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, an den Münchner Kammerspielen, am Theater Basel und am Staatstheater Stuttgart gespielt.
Marie Bues inszeniert seine Sprechoper und lässt das Rauschen der virtuellen Welt in Zusammenarbeit mit der Ausstatterin Heike Mondschein und dem Musiker Benedikt Brachtel auf der Bühne brachial, monumental und überdimensional Gestalt annehmen.
Aufführungrechte: Suhrkamp Verlag, Berlin
Aufführungsdauer: zirka 105 Minuten ohne Pause
Gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg.
Pressestimmen
„Aber Bues macht das einzig Richtige: Nicht nur, dass sinnvoll gekürzt wurde, sie stellt darüber hinaus Niko Eleftheriadis als monologisierenden Professor die charismatische Melina von Gagern an die Seite, die vor allem die plagiierte Studentin Cassandra leibhaftig auf die Bühne stellt. Raffiniert sprechoperesk daran: Dass Eleftheriadis‘ hohe, schneidende Reibestimme von einer tieferen, sonoren Frauenstimme kontrastiert wird. So wird die Monologstruktur aufgelockert, wie überhaupt der ganze Abend auf bewundernswert bunte Weise dafür sorgt, das Publikum zu unterhalten und trotz inhaltlicher Verwirrung bei Laune zu halten.“
nachtkritik.de, 13.03.16„Doch sie [Bues, Anm. d. Red.] hat gute Ideen, die Eleftheriadis gekonnt umsetzt. Den Akteur beim Verrücktwerden und Sich-Sammeln zu beobachten macht Laune. Mit kippender Kinnlade und aufgesperrten Augen bestaunt er sein PayPal-Vermögen – wer hat eigentlich behauptet, Spam sei per se Betrug?“
Stuttgarter Nachrichten, 14.03.16„Niko Eleftheriadis beeindruckt als hochstaplerischer Mario allein deshalb, weil er die gigantischen Textmassen souverän meistert und spielfreudig mit dem Sprachmaterial hantiert. […] Am Ende dieses kurzweiligen Abends reibt man sich verwundert die Augen, wie alles mit jedem in diesem erzählerischen Dickicht verwoben worden ist.“
Stuttgarter Zeitung, 14.03.16„Sprechender Tenor versus sprechende Altistin, auch das sind reizvolle Gegensätze, die das kryptische Stück anschaubar machen und den Zuschauer mit der etwas wirren, aber bewusst ungeordneten Geschichte versöhnen.“ Ludwigsburger Kreiszeitung, 15.03.16
„Mit ihrer bemerkenswerten Regiearbeit erfasst Marie Bues die Komplexität des Spregelburd’schen Universums virtuos. Das Spektrum des Gesamtkunstwerks, das sie da auf die kleine Bühne der Rampe zaubert, ist immens. Für billig produzierte Katzenvideos ist in ihrer berauschenden Bilderwelt ebenso Platz wie für tiefes, berührendes Schauspielertheater, das die Einsamkeit der Menschen in einer zerfallenden Medienwelt schön und zugleich so unendlich traurig auf den Punkt bringt.“ Esslinger Zeitung, 18.03.16
02.07.17 18:00 |
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KARTEN |
16.04.16 00:00 |
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14.04.16 00:00 |
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