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Verfahren


von Kathrin Röggla in Regie von Marie Bues | Schauspiel

Foto: Martin Kaufhold

»Das Gericht schafft geordnete Zukunft, indem es mit der Vergangenheit aufräumt.«

Ein Raum. Ein Prozess. Ein Erwartungsdruck. Ein Erwartungs-Ruck – Autorin Kathrin Röggla bringt nicht weniger als den Jahrhundertprozess um den NSU auf die Bühne. Als literarisch geraffte Langzeitbelichtung einer Zusammenkunft, die in 438 Runden stattfand und nun zu einem 5-Akt-Ereignis verschmilzt. Eine theatral angeordnete Wahrheitssuche, bei der die Zuschauerschaft dem Ablauf des Gerichtsballetts beiwohnt. Rögglas Figuren tun vor allem eines: Warten. Warten auf die Richter, die Opfer, die Zeugen, warten auf das Exemplum, auf ein Ende des NSU, auf einen Kahlschlag gegen Rechts, auf Gründe und Gerechtigkeit. Mit dem Prozess um den Nationalsozialistischen Untergrund – seine Morde, seine Mordversuche und damit zusammenhängende Delikte – sind im Stück, wie auch in der Wirklichkeit dazumal, große Erwartungen an den Rechtstaat verbunden gewesen. Als das Urteil am 11.7.2018 gefällt wurde, gingen die Einschätzungen unter Experten, Bürgern und Opfern weit auseinander – Wirklichkeit und Fiktion fragen beide: Ist genug erreicht worden?

Die Schriftstellerin und Dramatikerin Kathrin Röggla kondensiert den fünf Jahre währenden Prozess als literarische Zeitzeugin für uns in ein Theaterformat, als inszenierte, einer Detailflut folgenden Fragenrunde zum Thema, was Recht innerhalb des heutigen Gesellschaftsvertrags leisten kann.

Dauer: ca. 2 Stunden


Zusatzangebote am 10. April:

Um 16:00 Kinderprogramm während der Vorstellung, im Anschluss: Publikumsgespräch.


Eine Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater. Aufführungsrechte: S. Fischer Theater & Medien.


PRESSESTIMMEN:

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe tritt in VERFAHREN nicht auf. Stattdessen Blogger*innen, aufrechte Bürger*innen oder Gerichtsdiener*innen, wie Autorin Kathrin Röggla im Interview mit der Saarbrücker Zeitung (30. März 2022) erklärt: „Mich interessierte, was kann ein Prozess demokratisch leisten, mit welchen Erwartungen geht das Publikum in einen solchen Prozess, welche Enttäuschungen erlebt es?“

»Der ›Ge­richtso­pa‹ hin­ge­gen ent­puppt sich als lang­jäh­ri­ger Pro­fi im Zu­gu­cken schon seit den RAF-Pro­zes­sen und als gro­ßer Schwa­dro­nie­rer, den Alex­an­der Ebeert mit herr­lich sat­tem Ton­fall Pseu­do-Ge­wiss­hei­ten en gros von sich ge­ben lässt. Die ›Ge­richtso­ma‹, die Mar­ti­na Strup­pek köst­lich emo­tio­nal auf­kratzt, er­götzt sich auch an den Ri­tua­len des Ge­richts.« (Saarbrücker Zeitung, 04. April 2022, Oliver Schwambach)

»Kathrin Röggla geht nun in ihrem Drama ›Verfahren‹, das just in einer Kooperation mit dem Theater ›Rampe‹ in Stuttgart am Saarländischen Staatstheater uraufgeführt wurde, auf etwas mehr Distanz zum Geschehen und richtet ihren Blick vor allem auf das Publikum des NSU-Prozesses. Allesamt mit skurrilen Kostümen ausgestattet, finden sich darunter die Stereotypen ›Gerichtsoma‹ (Martina Struppek) samt ›Gerichtsopa‹ (Alexander Ebeert), die ›Frau von der türkischen Botschaft‹ (Anne Rieckhof), ein ›sogenannter Ausländer‹ (Raimund Widra), der ›Kollege Strafverteidiger‹ (Burak Hoffmann) sowie die linksalternative ›Blogger*in‹ (Silvio Kretschmer) und die ›Gerichtsdienerin‹ (Florence Adjidome). Was diese bunte Truppe natürlich mitbringt, sind heterogene Perspektiven auf den langwierigen Strafprozess.«  (Die Deutsche Bühne, 3. April 2022, Björn Hayer, Weiterlesen …)

»Bues inszeniert ›Verfahren‹ auf einer unschuldsweißen Bühne und mit einer skurrilen Figurensammlung. Das Ensemble spielt durchweg stark. Adjidome gewinnt das Publikum mit ihrer Exaltiertheit.«  (saartext, 4. April 2022, Oliver Sandmeyer, Weiterlesen …)

»Diese Uraufführung in Koproduktion mit dem Theater Rampe, Stuttgart, ist ein Bravourstück des aktuellen politischen Theaters. Wer bei „ Verfahren“, einer Auftragsarbeit des Staatstheaters an Katrin Röggla, eine hölzerne, juridisch fundierte Bestandsaufnahme und Kritik des NSU-Prozesses erwartete, wurde gründlich (positiv) enttäuscht. Was am Samstagabend in der Alten Feuerwache in der vortrefflichen Inszenierung von Marie Bues über die Bühne ging, war eine bitterböse Parodie auf die Art und Weise, wie einer der längsten und umfänglichsten Strafrechtsprozesse in der Öffentlichkeit wahrgenommen und von den Medien rezipiert wurde.« (OPUS Magazin, 4. April 2022, Kurt Bohr, Weiterlesen …)

»Es gibt wenig Spielerisches auf der Bühne, viel Abstraktion, viel Plädoyer, kurzum: viel Text.Doch der ist eben auch pointiert, präzise und auch voller komischer Elemente. Das Ensemble unter der Regie von Marie Bues versteht es, diese herauszuarbeiten, den drohenden Stillstand in diesem Verfahren dadurch abzuwenden durch bisweilen heiteres Spiel mit diesem Ernst der Thematik.« (SR3 Saarlandwelle Region am Sonntag, Jochen Erdmenger, 3. April 2022, Reinhören …)

Vergangene Vorstellungen
11.06.22 20:00
Verfahren Saal

Schauspiel von Kathrin Röggla | Uraufführung | Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater

09.06.22 20:00
Verfahren Saal

Schauspiel von Kathrin Röggla | Uraufführung | Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater

08.06.22 20:00
Verfahren Saal

Schauspiel von Kathrin Röggla | Uraufführung | Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater

14.04.22 20:00
Verfahren Saal

Schauspiel von Kathrin Röggla | Uraufführung | Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater

13.04.22 20:00
Verfahren Saal

Schauspiel von Kathrin Röggla | Uraufführung | Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater

12.04.22 20:00
Verfahren Saal

Schauspiel von Kathrin Röggla | Uraufführung | Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater

10.04.22 16:00
Verfahren Saal

Schauspiel von Kathrin Röggla | Uraufführung | Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater

09.04.22 20:00
Verfahren Saal

Schauspiel von Kathrin Röggla | Uraufführung | Koproduktion mit dem Saarländischen Staatstheater

Inszenierung
Marie Bues

Choreographie
Bahar Meriç

Bühnenbild und Kostüme
Heike Mondschein

Musik
Kat Kaufmann

Licht
Patrik Hein

Dramaturgie
Bettina Schuster-Gäb

mit
Martina Struppek
Alexander Ebeert
Anne Rieckhof
Raimund Widra
Burak Hoffmann
Florence Adjidome
Silvio Kretschmer