Wo, wo, wo wart ihr in Rostock?
Salon mit Micha Piltz, Aliki Schäfer und Andreas Vogel
30 Jahre rassistisches Pogrom Rostock-Lichtenhagen
1992 griff ein rassistischer Mob von mehren hundert Menschen unter Beifall tausender Anwohner*innen in Rostock-Lichtenhagen das „Sonnenblumenhaus“, die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst), und ein Wohnhaus für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter an. In unmittelbarer Umgebung der ZAst wurden während der Krawalle Imbiss- und Getränkestände aufgebaut, bei denen sich Gewalttäter und Zuschauer*innen mit Alkohol versorgten. Die angegriffenen Menschen wurden nur unzureichend oder gar nicht von staatlichen Stellen geschützt.
Als direkte Reaktion forderte Bundesinnenminister Seiters: „Wir müssen handeln gegen den Missbrauch des Asylrechts, der dazu geführt hat, dass wir einen unkontrollierten Zustrom in unser Land bekommen haben, ich hoffe, dass die letzten Beschlüsse der SPD, sich an einer Grundgesetzänderung zu beteiligen, endlich den Weg frei machen.“ Bundeskanzler Helmut Kohl sah die ehemalige Staatssicherheit am Werk, ostdeutsche CDU Politiker machten links- wie rechtsradikale Täter dafür verantwortlich, auch Autonome – „Man kenne solche Gewalttäter auch aus Brokdorf, aus der Hafenstraße in Hamburg, von der Startbahn West in Frankfurt und von Wackersdorf“ (Bernd Seite, späterer Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern).
Zwei Jahre später wurde nach einer populistischen Medienkampagne und einer Welle rassistischer Gewalttaten das individuelle Recht auf Asyl durch eine Grundgesetzänderung stark eingeschränkt.
Die Montagegruppe erinnert sich gemeinsam mit den Gästen Thomas Höpper (Zeitzeuge vor Ort, Kamerateam „Kennzeichen D“) und Christian Müller (Citizen.KANE.Kollektiv), und dem Publikum an diese Zeit und fasst Ereignisse und Reaktionen der Politik, aber auch der Popkritik zusammen. Thomas Höpper war als Kameraassistent eines TV-Aufnahmeteams im Sonnenblumenhaus Augenzeuge des Pogroms. Christian Müller und seine Kolleg*innen haben sich vor zehn Jahren im Stück „18109 Lichtenhagen“ von Anne Rabe ausführlich mit dem damaligen Geschehen auseinandergesetzt.
26.09.22 21:00 |
Wo, wo, wo wart ihr in Rostock?
Atelier
Salon mit Micha Piltz, Aliki Schäfer und Andreas Vogel |
Eintritt frei |